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Gestern – Heute – Morgen

Wie müssen wir heute und morgen leben, damit wir dahin kommen, wo wir hinwollen?

Schulbildung ist heute curricular immer noch stark vergangenheitsbezogen: die Suche nach den Wurzeln. Für meine Generation im Hinblick auf Geschichte kumulierend in den 12 Jahren 1933 – 1945. Aber bereits in dieser rückwärtsgewandten Beschäftigung steckt schon ein zukunftsgewandter Moment: das „Nie-Wieder“.

Technik hingegen ist gegenwartsbezogen: sie hilft bei der Bewältigung des Alltags, des Hier und Jetzt. Sie hat auch großes Potential zur Veränderung der Zukunft. Der menschengemachte Klimawandel wäre ohne Technik nicht denkbar. Der Einsatz fossiler Brennstoffe (als Chemiker tue ich mich schwer damit, das zu schreiben: Erdöl und Kohle sind ein Mix aus Verbindungen, die als Rohstoffquelle den Chemikern so viel mehr bieten können als nur Energie!), Automatisierung, Apparatetechnik, Düngemittel, Pharmazie: All das hat die Bevölkerungsexplosion auf unserem Planten erst ermöglicht. Der Club of Rome in seiner bahnbrechenden Studie „Grenzen des Wachstums“ und weiter Prognosen der 70er und 80er Jahre gingen davon aus, dass die Menschheit bei einer Zahl von über 5 Mrd. Menschen gar nicht ernährt werden könnte. Bei heute über 7 Mrd. Menschen auf dem Planeten hungern selbst in absoluten zahlen heute weniger Menschen als vor 200 Jahren (davor waren es schlicht zu wenige). Die Schlussfolgerung damals war, dass Technik nicht geeignet sei, aus der drohenden Katastrophe herauszuführen.

Naturwissenschaft ist im Grunde eher zukunftsbezogen, da sie die Grundlagen der Welt versucht zu ergründen und verfügbar zumachen um die Zukunft zu gestalten. In der Schule wird sie aber fast ausschließlich historisch gelehrt, als Erklärmodell für höchstens die Gegenwart, der Ausblick in die Zukunft gelingt nur sehr selten.

Es ist eine Versöhnung von „Gestern – Heute – Morgen“ erforderlich! Aus der Geschichte lernen, das Heute mit Technik und wissenschaftsbasiert gestalten, um die Weichen für eine bessere Zukunft zu legen. Hierzu ist aber eine ganz andere Disziplin der Bildung erforderlich! Die Menschheit muss nämlich zu wahrer Humanitas finden.

Bevor es Geld gab, gab es keinen Besitz. Was da war musste geteilt werden. wurde nicht geteilt, war Überleben nicht möglich. Heute erben wir von unseren Eltern, Vorfahren Werte, die ein Leben ohne Arbeit ermöglichen. Aus der Vergangenheit schöpfen wir Werte, die verhindern, dass wir uns im Heute mit dem Morgen auseinandersetzen müssen.

Ein Gedankenexperiment beweist, wie verrückt diese Idee ist: Ein Steinzeitmensch verkündet in seiner Höhle der Sippe, dass seine Eltern ihr ganzes Leben so fleißig gewesen seien, dass er ab sofort ein Anrecht darauf habe, von den anderen ernährt zu werden. Seine einzige Überlebenschance ist, dass die anderen ihn als Verrückten durchfüttern.

Die verrückteste Idee von allen scheint mir aber, dass man als Individuum Besitz an der Erde erwerben könne! Die Erde, die Welt ist die Erde. Ist die Welt – Grundlage aller Existenz. Grundbesitzer zu sein ist ein verrückter Gedanke! Und es geht global noch einen entscheidenden Schritt weiter. Dass eine Gruppe Menschen über ein in Bezug auf Klima, Bodenschätze, Bevölkerungsdichte, Wasser,… privilegiertes Stück Welt verfügt im Sinne von Besitz, also eifersüchtig darüber wacht, niemanden hineinzulassen. Eindringlinge als Feinde zu betrachten, sie ins Meer oder den Krieg zurück zu schicken. Vgl. hierzu auch mein neues Lied, was natürlich nicht unabhängig von diesen Gedanken entstanden ist.

Die Krisen unserer Zeit sind die Augenöffner für die wahre Globalisierung. Es geht nicht darum, alle zu vernetzen und weltweite Warenströme zu ermöglichen sondern darum, zu erlernen, dass alles vernetz ist, zusammengehört. Es gibt nur einen Globus, eine Welt, Gaia. So wie die Pandemie alle trifft. Die Klimakrise ist weltumspannend: Schuld ist an vielem der reiche Norden, erzeugt aber im armen Süden mehr Elend als beim Schuldigen.

Bildung muss zur wahren Herzensbildung werden: aus dem Verständnis der Vergangenheit wird die Gegenwart so gestaltet, dass eine gute Zukunft für alle ermöglicht wird.

Was gute Zukunft bedeutet in meinem nächsten Blogbeitrag…

„Arbre visage“ von Gloria Friedmann in Dijon ((Foto von 2017) – den Zusammenhang zum Blog-Artikel bitte selbst herstellen und vielleicht im Kommentar posten!

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